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Seldeneck’sche Brauerei, Repräsentation zur technischen Produktion in der Seldeneck´schen Brauerei Kim Frost

Geschichte

Als wichtiger Bestandteil des kollektiven Stadtgedächtnisses prägten Brauereien lange Zeit sowohl das Stadtbild als auch das alltägliche Leben der Bürger*innen.Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Hopfen & Malz. Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe, Badenia: Karlsruhe 1998, S. 130 Karlsruhe etablierte sich bis zum 19. Jahrhundert als Standort zahlreicher Brauereien. Einer der ersten Bierproduzenten war die Seldeneck’sche Brauerei.

Als die Gottesauer Brauerei als bisher einziger Bierlieferant Mühlburgs und Umgebung schließen musste, erhielt eine kleine Biersiederei durch die Übernahme des Kundenstammes Ende des 18. Jahrhunderts einen Aufschwung.Vgl. Flammann, Winfried/Beck, Rainer: Die Seldeneck’sche Brauerei in Mühlburg, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe, Braun: Karlsruhe 1993, S. 32 Errichtet wurde diese bereits 1769 von Prinz Ludwig Wilhelm von Baden, und im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut. Um seine Familie in den Adelsstand zu erheben,Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe/Bräunche, Ernst Otto (Hrsg.): Mühlburg. Streifzüge durch die Ortsgeschichte, Info: Karlsruhe 1998, S. 109f. kaufte Ludwig Wilhelm als Freigut viel Gelände in Mühlburg und erhielt damit den Titel „von Seldeneck“.Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Hopfen & Malz. Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe, Badenia: Karlsruhe 1998, S. 23 An der Hardtstraße befinden sich bis heute die noch bestehenden Gebäude der Herrschaftsfamilie, dahinter die Produktionsgebäude der Brauerei.Vgl. Flammann, Winfried/Beck, Rainer: Die Seldeneck’sche Brauerei in Mühlburg, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe, Braun: Karlsruhe 1993, S. 37f.

Die Repräsentationsarchitektur

Die Schauseite bestand ursprünglich aus einem Jagdschlösschen, das 1965 zu Gunsten eines modernen Verwaltungsgebäudes abgerissen wurde, und dem Herrschaftshaus, umgeben von einem Park. Daran schließt sich ein Ehrenhof an. Die architektonische Formensprache erinnert an den Barock und zeugt vom Selbstverständnis der Bewohner*innen. Die Anlage bildet eine repräsentative Schauseite, die keinen Einblick in die dahinterliegenden Produktionsstätten erlaubt.Vgl. Flammann, Winfried/Beck, Rainer: Die Seldeneck’sche Brauerei in Mühlburg, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe, Braun: Karlsruhe 1993, S. 50 Ein Lageplan von 1886 zeigt die Gestaltung ähnlich einer barocken Schlossanlage.

Das Herrschaftshaus der Familie Seldeneck, Rückansicht um 1900. Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVf o0332
Gesamtansicht der Seldeneck ́schen Brauerei in Mühlburg, C. H. Kiefer, Lithografie 1886. Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVf o200

Die Produktionsarchitektur

Die bis zu ihrer Schließung 1920 älteste Brauerei Karlsruhes erfuhr besonders durch die Industrialisierung eine umfangreiche Mechanisierung. Diese brachte ab 1863 zahlreiche Neubauten mit sich.Vgl. Flammann, Winfried/Beck, Rainer: Die Seldeneck’sche Brauerei in Mühlburg, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe, Braun: Karlsruhe 1993, S. 45 Die größte und wohl wichtigste Erweiterung neben der Kühl- und Kesselanlage erfolgte 1889 mit dem Umbau des Alten und dem Bau des Neuen Sudhauses von Gustav Ziegler.

Das Alte Sudhaus, Gustav Ziegler 1889, Foto: Datenbank Kulturdenkmale Karlsruhe
Abbildung 5 Das Neue Sudhaus, Gustav Ziegler 1889, Foto: Datenbank Kulturdenkmale Karlsruhe

Das Neue Sudhaus ist ein dreigeschossiger Bau mit Spitzbogen- und Zwillingsfenstern, halbrunden Erkern im Obergeschoss und besitzt einen Verbindungskeller ins Alte Sudhaus.Vgl. Flammann, Winfried/Beck, Rainer: Die Seldeneck’sche Brauerei in Mühlburg, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe, Braun: Karlsruhe 1993, S. 41 Das Bodenniveau ist nicht durchgehend gleich, was funktionsbedingt ist.Vgl. Flammann, Winfried/Beck, Rainer: Die Seldeneck’sche Brauerei in Mühlburg, in: Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe, Braun: Karlsruhe 1993, S. 45

Bei den neuen Fassaden kombinierte der Architekt Formen aus mittelalterlichen Burgen-, sowie der gotischen Kathedralarchitektur, und verlieh den Hauptgebäuden damit ihre Schauseiten.Vgl. Förster, Katja: „Die Seldeneck’sche Brauerei“, in: stadtlexikon.karlsruhe.de, 2014, https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-0135 [06.06.21]

Im Inneren dominiert eine zeitgenössische Ausstattung nach produktionstechnischen Anforderungen.

Technische Ausstattung

Die Brauerei wurde als erste in der Gegend bereits 1864 mit einer Dampfmaschine versehen. Schon 1891 wurden Lind‘sche Eis- und Kühlmaschinen eingebaut, um eine sichere Produktion das ganze Jahr zu gewährleisten, wodurch sich die Produktion auf 41.100 hL Bier verfünffachen konnte.Mühlburger Brauerei- Geschichte 2012 http://www.maegges.net/kabrauereien/html/frameset.html?name=http://www.maegges.net/cgi-bin/kabrauereien/cgi/showBreweryTables.cgi?page=breweryHistory&id=176 [06.06.21] Nach der Jahrhundertwende folgten ein Neubau des Kühlapparateraums und der Anbau eines Kühlschiffbodens; eine Bierabfüllerei von J.L. Langeloth um 1909. Ein Blick in die Kühl- und Kesselanlage zeigt die Geschossgestaltung und Verbindungen der Gebäude untereinander, um einen effizienten Ablauf zu garantieren.

Kühlschiff-Aufbau und Neubau des Kühlapparaten-Hauses, 1908. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BOA P34
Fassade des Maschinenraumes, J.L. Langeloth, 1901. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BOA P14

Während die Produktion im Inneren technisch und nach modernen, funktionalen Grundrissen erfolgte, zeigte die Familie nach außen stets ihren sozialen Status.

Abbildung 7 Vergrößerung der Kühl- und Kesselanlage, J.L. Langeloth 1909. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BOA P25
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