Im Studio Raum II galt es entlang der drei Themenstränge des Wissenschaftlich-Medizinischen, des Rituellen und des Logistischen eine Institution für die Toten und die Unsterblichen in der Karlsruher Oststadt zu entwerfen.
Um die Dialektik der beiden Seiten wiederherzustellen, schlägt der Entwurf eine Architektur als Schwellenelement vor, welche den Stadtraum zur rechten und den Friedhof zur linken Seite miteinander verbindet. Die Institution ist als Erweiterung des Friedhofsgeländes und gleichzeitig neue Grenze zu verstehen. Dabei geht die Friedhofsmauer in die äußeren Gebäudekanten über. Der Entwurf geht auf den Kontext des Ortes morphologisch und typologisch ein, indem er zum Stadtraum hin einen fünfstöckigen Riegel mit den öffentlichen und wissenschaftlich-medizinischen Teilen des Raumprogramms ausbildet. Die Arbeitsplätze liegen dabei an der zum Stadtraum grenzenden, verglasten Seite. Die gegenüberliegende Seite wird durch speichernd-lagernde Teile des Raumprogramms belegt. Die massive Fassade bildet dort eine Matrix an beleuchtbaren Nischen aus, um zum Gedenken ein Licht leuchten lassen zu können. Der einstöckige, auf dem Friedhofsgelände liegende Riegel besteht aus einer Reihe individueller Andachtsräume und gegenüberliegend davon einer Folge verschiedener Stationen, an denen man sein digitales Ich erstellen kann. Der überdachte Schwellenraum zwischen beiden Riegeln wird von den begrünten Inseln aus belichtet. Die Wände dieser Zone des Entwurfs folgen auch dem Prinzip der Zweiseitigkeit, indem sie zur einen Seite durch das Kolumbarium belegt sind und zur anderen Seite sich durch Bildschirme äußern, an denen man das digitale Ich abrufen kann. Zwischen diesen beiden Polen, des Todes und der Unsterblichkeit, spannt sich ein gemeinsamer Raum der Co-Existenz der Verstorbenen, der Unsterblichen und den besuchenden Personen der Gegenwart auf.