rethink. reuse. repurpose., Vom transformativen Umgang mit dem baulichen Erbe der Nachkriegsmoderne
Das stets monofunktional genutzte Verwaltungsgebäude am Köbelinger Markt in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover befindet sich in einem Stadtraum, der in besonderem Maße von seiner Entstehungszeit geprägt ist. Die autogerechte Stadt der Nachkriegsmoderne macht sich im hohen Versiegelungsgrad der Flächen, der Breite von Verkehrswegen und der Platznutzung des Köbelinger Marktes als Parkplatz bemerkbar. Der öffentliche Raum hat in diesem Bereich der Innenstadt wenig Aufenthaltsqualität zu bieten, das Gebäude selbst wirkt wie eine distanzierte Insel inmitten eines unbelebten Stadtraums am südlichen Innenstadtrand.
Ein erstes Ziel dieser Arbeit ist es, den innenstädtischen Standort von seiner nachkrieglichen Prägung zu befreien und ihn zum Vorbild eines klimaresilienten und menschengerechten Stadtraums zu machen. Ein zweites Ziel dieser Arbeit ist es, das Gebäude am neuen Köbelinger Markt zum weitreichenden Impulsgeber einer ressourcen- und klimagerechten, transformativen Architektur zu machen. Aus diesem Anlass stehen das Weiterdenken, das Wiederverwenden und das Zuführen zu einer neuen Nutzung oder einem neuen Zweck im Zentrum des architektonischen Entwurfs.
Der Umgang mit dem Bestehenden ist von Erhalt, Rückbau und Transformation bestimmt. Nach der Ausschleusung schadstoffhaltiger Materialien wird durch Rückbaumaßnahmen im Gebäude die Flexibilität, die bereits in seiner ursprünglichen Konzeption steckt, hervorgeholt. Durch die anschließende Sammlung und Ernte wiederverwendbarer oder weiterverwendbarer beziehungsweise wieder- oder weiterverwertbarer Materialien und Bauteile werden die materiellen Potentiale und Werte des Bestandsgebäudes in höchstem Maße ausgeschöpft. Die flexible Grundstruktur des Gebäudes am Köbelinger Markt wird in Holzbauweise nach oben hin fortgesetzt. So kann das Gebäude auch in Zukunft ohne großen Material- und Kostenaufwand immer wieder verändert und so für unterschiedlichste Nachnutzungen adaptiert werden. Eine vielfältige Mischung aus Wohnraum, offenen Arbeitsräumen und Ateliers sowie öffentlich nutzbaren Räumlichkeiten trägt zur Belebung des umgebenden Stadtraums und des gesamten innenstädtischen Standortes bei.