Architektur und (Re-)Sozialisierung, Eine Gefängniserweiterung für Bruchsal
Die (Re-)Sozialisierung von Strafgefangenen ist das erklärte und gesetzlich verankerte Vollzugsziel des deutschen Strafvollzuges. Trotzdem werden etwa 52% aller Strafgefangenen in deutschen Gefängnissen nach bis zu neun Jahren nach ihrer Entlassung wieder rückfällig. Dies bedeutet große Folgen für den Opferschutz und die Staatskosten. Diese Masterarbeit untersucht, in wie weit Architektur ein Hilfsmittel sein kann, um Strafgefangene in Zukunft besser resozialisieren zu können und versucht den deutschen Strafvollzug und seine Gefängnisse neu zu denken. Der Entwurf sieht eine Erweiterung der geschlossenen Justizvollzugsanstalt Bruchsal um einen halboffenen und einen offenen Vollzug an einem anderen Standort in Bruchsal vor.
Das Paradoxe am Freiheitsentzug ist, dass Strafgefangene ihre Freiheit aufgeben müssen, um zu lernen, wie man in einem sozialen Gefüge in Freiheit leben soll. Aus diesem Grund versucht die Gefängniserweiterung, im Rahmen der Sicherheitsrichtlinien, dem Leben in Freiheit sehr nahe zu kommen. Durch ein Begreifen vom Gefängnis als Stadt werden alltägliche Strukturen auf das Leben in Gefangenschaft angewandt. Hierfür wurden 12 Gebäudetypologien entworfen und katalogisiert. Während jeder Gebäudetyp über seinen nutzungsspezifischen Charakter verfügt, verbindet ein übergeordnetes Architekturkonzept die einzelnen Baukörper wieder zu einer campusartigen Anlage. Der Freiheitsentzug an sich stellt in unserer Rechtssystem die eigentliche Bestrafung dar. Die Hauptaufgabe von Justizvollzugsanstalten, in denen der Freiheitsentzug vollzogen wird, liegt jedoch vor allem in der (Re-)Sozialisierung. Hierfür muss die Architektur die besten Rahmenbedingungen schaffen. Aufgrund dessen muss ein Gefängnis keine Abschreckung, sondern Offenheit ausstrahlen und darf schön sein.