Badische Maschinenfabrik Durlach
Durlach war eine von Handwerk und Landwirtschaft geprägte Stadt, wenn auch bis zur Gründung von Karlsruhe im Jahre 1715, die Markgrafen von Baden-Durlach hier residierten. Mit dem Umzug der Residenz verlor Durlach zunächst ihren Glanz. Nach einigem Auf und Ab kehrte mit der Industrialisierung der Wohlstand in die Stadt zurück.Stadt Karlsruhe: Geschichte Durlach, https://www.karlsruhe.de/b4/stadtteile/osten/durlach/geschichte.de [11.07.2021] Ein großer Faktor war die Gründung der Maschinenfabrik Sebold zwischen dem Altstadtring und der Bahntrasse, die die neue Ära einläutete.
Firmengeschichte
Johann Georg Sebold meldete 1855 das Patent einer selbst entwickelten Säge- und Hobelmaschine für Zündhölzer an und erwarb bestehende Werkhallen in Durlach und legte den Grundstein der „Maschinenfabrik Sebold“.
Die Produkte der Firma waren nicht nur hierzulande gefragt, Sebold schickte Monteur*innen ins Ausland um dort seine Maschinen errichten zu lassen. In den Anfangsjahren mussten die ca. 30 Mitarbeiter*innen aufgrund der hohen Nachfrage sechs Mal die Woche zwölf Stunden arbeiten.Mührenberg, Anke: Badische Maschinenfabrik Durlach (BMD), https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-0115 [11.07.2021] In den folgenden Jahren erwarb Sebold weitere Flächen und baute die Fabrik weiter aus. 1872 gründete er die Gießerei. Im gleichen Jahr heiratete seine Tochter den Oberleutnant Friedrich Neff aus Karlsruhe, der zum Leiter der neuen Gießerei ernannt wurde. Fortan trug die Firma den Namen „Sebold & Neff“.Asche, Susanne: Fabrik im Museum – Industrie und Gewerbe in Durlach, Karlsruhe 2003, S.52 1880 verkauften die Inhaber die Firma an den Ingenieur Emil Gerber. Durch ihn erhielt die Firma fünf Jahre später ihren heutigen Namen „Badische Maschinenfabrik“. Anfang des 20. Jahrhunderts arbeiteten rund 400 Mitarbeiter*innen in der Firma.Badische Maschinenfabrik Durlach, https://ka.stadtwiki.net/Badische_Maschinenfabrik_Durlach [11.07.2021] Mit Beginn des ersten Weltkrieges brach die exportorientierte Wirtschaft ein. Die Firma konnte auf Rüstungsproduktion umsteigen. Während des zweiten Weltkriegs arbeiteten insgesamt über 3.000 Zwangsarbeiter in dem Betrieb. 1944 wurden durch Luftangriffe große Teile des Areals zerstört. Nach dem Wiederaufbau folgte jedoch in den 70er-Jahren ein wirtschaftlicher Rückgang, was diverse Besitzerwechsel zur Folge hatte, ehe 2002 der Standort geschlossen wurde.
„Die Badische Maschinenfabrik begründete den Durlacher Ruf einer Industriestadt.“
Einfluss auf die Stadt
Als 1855 das Areal erschlossen wurde, war etwas mehr als 10 Jahre zuvor der Durlacher Bahnhof in unmittelbarer Nähe eröffnet worden. Dies zeichnete sich besonders in den Anfangsjahren durch den direkten Güteranschluss aus, der auch selbst noch nach der Verlegung des Bahnhofs weiter genutzt wurde.Bahnhof Durlach (historisch), https://ka.stadtwiki.net/Bahnhof_Durlach_(historisch)[11.07.2021] Der rasante Anstieg an Mitarbeiter*innen der Firma beeinflusste auch weitgehend die Infra- und Sozialstruktur der Stadt. Die Einwohnerzahl stieg binnen der letzten 10 Jahre des 19. Jahrhunderts von 8.000 auf 12.000, auch viele Menschen aus dem Umland pendelten jeden Tag zu den Durlacher Betrieben. Im benachbarten Aue entstand ein Arbeiterdorf und neue Schulen wurden in der Stadt errichtet.
Nach der Zerstörung im Weltkrieg mussten einige Gebäude des Areals neu errichtet werden, so auch das Verwaltungsgebäude. Der moderne sechziger Jahre Bau ist eine Art Schaufassade zur Pfinztalstraße, die die dahinter befindenden Werkhallen versteckt. Dieses Bild ist bis heute so geblieben.