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Billing & Zoller AG Angelina Amann

Kaum fährt man aus der Stadtmitte über die Grünwinkler Brücke, fällt der Blick schnell auf den hohen Schornstein, die gefaltete Dachlandschaft der Sheddächer und das Hochhaus des heute sogenannten ROTAG-Geländes, das mit seiner markanten Architektur einen Auftakt für das gesamte Gewerbegebiet südlich der Gleise bietet. Was verbirgt sich hinter den Mauern dieses Fabrikareals? Die sleeping beauty lässt von außen nur noch erahnen was sich hinter deren Mauern fast unbemerkt abspielte.

Blick von oben auf die von dem Architekten B. J. Braun erbaute Werkhalle in der Zeppelinstraße, um 1987. Stadtarchiv Karlsruhe: 8/PBS oXIVf 271, Fotograf: Jürgen Güdler.
Blick von oben auf die von dem Architekten B. J. Braun erbaute Werkhalle in der Zeppelinstraße, um 1987. Stadtarchiv Karlsruhe: 8/PBS oXIVf 271, Fotograf: Jürgen Güdler.

Die Anfänge

Wilhelm Zoller gründete 1838 eine Glaserei in der Kronenstraße 4 mit der er den Grundstein für die spätere Billing & Zoller AG für Bau- und Kunsttischlerei legte. Die Südstadt soll dem Unternehmen die beinahe nächsten 40 Jahre als Firmenstandort dienen.

Bei der Arbeit mit Glas ist das Holzfenster nicht weit.

Weiter wurde auch Stein und Holz verarbeitet, jedoch spezialisierte sich das Unternehmen zügig auf den Holzbau, dessen Bearbeitung und den Verkauf von Bauholz.  Somit produzierte Billing & Zoller alles was zum Innenausbau inklusive Mobiliar dazu gehörte. Förster, Katja: Billing & Zoller AG für Bau- und Kunsttischlerei, in Stadtlexikon Karlsruhe, 2019: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-0058 [26.06.2021]

Bibliotheksraum in der Pfalz - Fabrikat der Billing & Zoller, in: Deutsche Städte, Verlag: KUNDI, Karlsruhe 1922, S. 74. Badische Landesbibliothek O48 B 17.

Mit internationalem Erfolg fand 1904 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft statt. Ein schwerer Brand brachte das Unternehmen 1910 dazu sich in der Zeppelinstraße 1, heute Hardeckstraße 2a, in Grünwinkel, nieder zu lassen. Zwischen 1910 und 1911 baute der Karlsruher Architekt Bernhard Josef Braun die heute noch denkmalgeschützten Shedhallen mit Holzarkaden, das Kesselhaus, den Kamin und das Verwaltungsgebäude.

Nachdem die Bauindustrie während dem ersten Weltkrieg große Einbußen erfuhr, erholte sich das Unternehmen nicht mehr und ging 1930 bankrott.

Blick auf die Werkhalle mit seinen Holzarkaden, um 1987. Stadtarchiv Karlsruhe: 8/PBS oXIVf 273, Fotograf: Jürgen Güdler

Lichtes und modernes Arbeiten

Die Geschichte dieser Industriefabrik ist aber auch eine Geschichte des Lichts. Sämtliche Tragkonstruktion der lichten Shedhalle entstand in Eisenbeton-Bauweise mit gläsernen Dachflächen Richtung Norden. Dadurch konnte die Halle, besonders der Maschinensaal im Süden, mit circa 40 Maschinen, ideal mit Tageslicht belichtet und so optimale Arbeitsbedingungen für die rund 30 Mitarbeiter geschaffen werden.

Innenansicht der Shedhalle, 2020. Foto: Karlsruher Fächer GmbH.

Die Mitarbeiter betraten die Werkstätten im Norden, die Glaserei und die Schreinereien, über den Maschinensaal. Über eine Verladerampe wurde in den Holzarkaden angeliefert.

Im Gegensatz zum repräsentativen Verwaltungsgebäude mit geschwungener Traufkante, ist die Shedhalle ein moderner Zweckbau mit lebendiger Dachlandschaft, der in seiner Materialität und den Fassadenelementen Gemeinsamkeiten zum Verwaltungsgebäude aufweist. So die ovalen Fenster im oberen Dachbereich, die Nutzung des Sandsteins und die Verwendung des hellen Außenputzes.

Pläne des Architekten Bernhard Josef Brauns, 1911. Stadtarchiv Karlsruhe 1/BOA 10367, S. 103, 224.

Die Abläufe der ursprünglichen Produktion sind in der Architektur bis heute noch erkennbar. Es folgte von 1937-1989 eine Nutzung durch die Rohtabakvergärungs AG. Die Shedhallen wurden hier zur Lagerung des Tabaks genutzt. Bis heute dient das Areal der Nutzung als Tabaklager. Die Zukunft des Areals ist jedoch nach Auszug der heutigen Alliance One Rotag AG ungewiss.

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Angelina Amann
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Deutschland
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Karlsruhe