Das schwere Haus, Klimaangepasster Lehmwohnungsbau
Die bevorstehende starke Zunahme der Sommertemperaturen führt dazu, dass sich die Städte im Oberrheingraben in naher Zukunft überdurchschnittlich stark aufheizen werden. Die Gebäude und Außenräume, in welchen wir momentan Leben, sind nicht für diese prognostizierten Verhältnisse geschaffen. Der Entwurf zeigt beispielhaft an einem Blockinneren der Karlsruher Innenstadt, wie die zuvor theoretisch ausgearbeiteten „Thesen für den klimaangepassten Wohnungsbau“ angewandt werden können.
Da die Konstruktion ausschlaggebend für ein klimaangepasstes Gebäude ist, wurde basierend auf dem Vorentwurf der DIN 18940 ein neuartiger zweischaliger Wandaufbau aus tragenden und dämmenden Lehmsteinen entwickelt. Dank der Kombination aus hoher Wärmespeicherkapazität und geringer Wärmeleitfähigkeit kommt es zu einer weitgehenden Entkopplung von Innen- und Außenklima.
Passive Maßnahmen wie das Querlüften einzelner Räume und Wohnungen, die Größe, Verschattung und Orientierung der Fensteröffnungen sowie die Zonierung der Wohngrundrisse ermöglichen einen ganzjährig hohen Wohnkomfort selbst bei steigenden Temperaturen.
Durch sortenreine Konstruktionen und den Baustoff Lehm ist es möglich, mit lokalen Materialien und Baugrubenaushüben eine echte, ortsnahe Kreislauffähigkeit zu etablieren.
Der Entwurf zeigt, wie die sich teilweise widersprechenden Thesen aufeinander abgestimmt werden können, um einen behaglichen Wohnkomfort zu ermöglichen. Die Außenraumgestaltung und die Stellung der Gebäude zueinander sorgen für eine gute Belüftung des Gebiets und dienen als Wärmesenke für das Mikroklima der Umgebung. Es entsteht ein klimaangepasster, nachhaltiger und gesunder Wohnbau, der durch seine Errichtung das fragile Zukunftsklima deutlich weniger negativ beeinträchtigt, als konventionelle Bauten.