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Der alte Schlacht- und Viehhof Annabelle Ebener

„Das Widerliche, welches aus dem Zwecke der Anstalt hervortritt, muß durch die Kunst des Architekten (…) verhüllt (…) werden“

– August Lydtin

Der Alte Schlacht- und Viehhof

Seit dem frühen 19. Jahrhundert markiert der Alte Schlacht- und Viehhof den südlichen Teil der Karlsruher Oststadt. Der Standort bot vielfältige, infrastrukturelle Anbindungen und genug Platz, um hier neue Raumkonzepte für effiziente Arbeitsabläufe im Schlachtbetrieb zu schaffen.

Die Idee des Alten Schlacht- und Viehhofs entstand aus der damals prekären Situation der Schlachthausstruktur Karlsruhes. Das Alte Schlachthaus, welches sich ab 1819 in der Leopoldstraße in der Innenstadt-West befand, stand mit seiner Größe nicht mehr im Verhältnis zu der Einwohnerzahl. Es kam zu einer inoffiziellen Verteilung der Schlachthäuser in privaten Häusern, wodurch die hygienischen Verhältnisse im Zentrum verschlechtert wurden.Der Schlacht- und Viehhof zu Karlsruhe Beschreibung der Anlage, 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 145/03

Somit entstand die Idee, einen geräumigen Schlachthof zu erbauen, der sich außerhalb des Stadtzentrums, aber dennoch in der Nähe des Stadtkerns befinden sollte. Man entschied sich für das etwa 56.000 m² große Areal an der Durlacher Allee in der Oststadt, welche die Kaiserstraße als Hauptverkehrsachse weiterführt. Der städtische Schlachthof ist daher bis heute nur 2km von dem zentralen Marktplatz entfernt. Über den Anschluss der Dampfstraßenbahn und der Eisenbahn wurde die Anlage mit der Stadt und ihrer Umgebung verbunden, wodurch eine unmittelbare Verkehrsanbindung gewährleistet wurde.

Situationsplan 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 145/8

Der Alte Schlacht- und Viehhof wurde durch seine effizienten Arbeitsabläufe gekennzeichnet. Bedeutend dafür ist die unmittlebare Nähe des Viehhofs zum Schlachhof. Die mittelachsig verlaufende Schlachhofstraße teilt die Bereiche in Ost (Viehhof) und West (Schlachthof) auf. Die am Viehhof anknüpfende Verladerampe im südlichsten Teil der Anlage war direkt an den Bahngleisen der Schlachthofstraße angebunden, wodurch ein schneller Transport der Tiere zu den Schlachthäusern erfolgen konnte.¹

Auch in dem zur Durlacher Allee gerichteten Eingangsbereich ist die klare Unterteilung von Ost und West erkennbar. Der halbrunde Vorhof bildet das in der Mittelachse befindliche Restaurationsgebäude mit den jeweils seitlich gelegenen Verwaltungsgebäuden. Bei der symmetrisch, monumentalen Eingangssituation handelt es sich um eine Blendarchitektur, welche die abschreckenden Vorgänge der Schlachthofindustrie durch die repräsentative Architektur verkleiden sollte. Die Architektur des Eingangsbereichs steht im Kontrast mit der Architektur im Inneren der Anlage, dessen Gebäude sich durch ihre schlichten Ziegel-und Sandsteinfassaden kennzeichnen.Wolfgang Hartmann: Industriearchitektur in Karlsruhe, G.Braun: Karlsruhe 1987, S.78-79

Außerdem bezog sich der Alte Schlachthof auch auf die Umgebung. So befand sich in etwa 200m Entfernung das im Jahre 1885 erbaute Gaswerk, welches unter anderem warmes Wasser seiner Dampfkesselanlage dem Schlachthof zur Verfügung stellte. Außerdem wurden vom Gaswerk die Gaslaternen der öffentlichen Beleuchtung der Stadt und auch des Schlachthofs betrieben. Stadtarchiv Karlsruhe, Der Schlacht-und Viehhof zu Karlsruhe Beschreibung der Anlage, 1890, 8/Alben 145/03

Grundriss der Restauration- und Verwaltungsgebäude, 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 145/11
Schlachthalle 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 145/31

Zusammenfassend bildet der alte Schachthof durch seine optimale Lage und den direkten Anbindungen zu den städtischen Infrastrukturen, einen effizienten Industriekomplex.

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Annabelle Ebener
Einstelldatum
Professuren/Lehrgebiet
Land
Deutschland
Stadt
Karlsruhe