Des Kaisers neue Kleider, Textilproduktion in der Freiburger Innenstadt
Deutsche Konsument:innen sind Spitzenreiter:innen beim Kauf von neuer Kleidung. Pro Jahr und Person werden durchschnittlich 60 Kleidungsstücke gekauft. Die Frage, wieso Altkleidung als Müll und nicht als Rohstoff wieder- und weiterverwendet wird, bildet die Grundlage des Entwurfs. Mit Hilfe der Architektur wird ein alternativer Ort des Konsums geschaffen. Arbeit, Material und das Produkt sollen mehr Wertschätzung erfahren.
Als Produktionsstandort wird ein leerstehendes Objekt in der Freiburger Innenstadt gewählt. Auf allen Geschossen wird der Austausch mit den Konsument:innen gesucht, die Einblicke in die Produktionsabläufe erhalten und auch daran teilnehmen können. Im Bereich des bestehenden, massiven Tragwerks sind die maschinenlastigen Produktionsschritte auf den einzelnen Geschossen untergebracht: Recycling, Faservorbereitung, Textilherstellung, Veredelung und Zuschnitt. Eine Lichtrotunde verbindet die Ebenen miteinander. Bei der Aufstockung liegt der Fokus auf den Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Ein Dachgarten wirkt als Ruheort und Gegenpol zum Trubel in der Stadt. Das Konzept der Fassade besteht aus einem Geflecht aus Alt und Neu. Die neue Wand webt sich um das bestehende Tragwerk. Das Dach agiert wie ein Trichter. Nach außen hin ermöglicht es eine hohe, repräsentative Fassade, nach innen entsteht ein geschützter Raum.
Die Eigenschaft des Textilen spiegelt sich in der Architektur wieder und schafft es, die beiden Schwerpunkte Produktion und Konsum im Entwurf miteinander zu verweben. Der Grundsatz, die Wertigkeit des Vorhandenen zu erkennen, es zu erhalten, wiederzuverwenden und weiterzuverarbeiten, zieht sich auf jeglichen Ebenen durch den Entwurf.