Die Unvollendete, Vom sinnhaften Weiterbauen einer ehemaligen Molkerei in Karlsruhe
Die klassische Form einer Sinfonie besteht aus drei bis fünf Sätzen. Schuberts Sinfonie in h-Moll hat aber nur zwei komplette Sätze und ist deshalb unter dem Namen Die Unvollendete in die Geschichte eingegangen. Unvollendet ist sie lediglich im Rahmen der geltenden Vorstellungen einer Sinfonie. Ihre Funktion als Orchesterwerk ist dennoch gegeben.
Diese Dialektik einer augenscheinlichen Lückenhaftigkeit aber funktionalen Vollständigkeit lässt sich auch auf die Architektur übertragen. Auf diesem Gedanken baut meine Arbeit auf. Architektur ist niemals und gleichzeitig immer vollendet. Unsere gebaute Umwelt ist kein permanenter Zustand, sondern ein Augenblick in ihrer Lebensgeschichte. Architektur wird dauerhaft durch ein Weiterbauen, das bestehende Qualitäten wertschätzt und gleichzeitig Raum lässt für zukünftige Entwicklungen. Als Zeitzeugnis vergangener Geschichten und Bezugspunkt für alltägliche Geschichten wirkt Architektur maßgeblich auf unsere Wahrnehmung ein. Als Gebrauchskunst kann sie nur durch ihr Erleben mit allen Sinnen erfahren werden. Räume können nicht nur visuell, sondern ebenso thermisch, haptisch oder akustisch gebildet werden.
Wie können wir das Erleben von Raum als multisensorischen Dialog mit seinen Nutzerinnen in architektonische Planungen integrieren und damit eine dauerhafte Akzeptanz und Nutzbarkeit des Bestehenden gewährleisten?
Die ehemalige Molkerei-Zentrale Südwest im Nordwesten Karlsruhes steht seit vielen Jahren leer. Nun sollen dort in erster Linie Räumlichkeiten für die lokale subkulturelle Musikszene entstehen. Ergänzt wird das Programm durch Nutzungen, bei denen der Mensch in Interaktion mit dem Raum steht. Dazu gehören Formen der Darstellenden, wie auch der Bildenden Künste.
Videoaufnahmen:
Bestandsaufnahme: https://youtu.be/eKFM_sJnu-Y
Umwidmungen: https://youtu.be/mc_djzNCTrE