Einleitung
Vielfalt und Entwicklung der Karlsruher Industrie vom Rheinhafen bis zum Altstadtring
Die Industrie und ihre Erzeugnisse sind spätestens seit dem 19. Jahrhundert elementare Bestandteile der Identität einer Stadt, so auch in Karlsruhe. Räume der Arbeit nimmt nicht nur die Gebäude der industriellen Arbeit in den Blick, sondern vor allem ihre Entwicklung im Stadtraum und die Bedeutung ihrer Architekturen im Laufe der Zeit. Es wird der Frage nachgegangen, was die Industrie in Karlsruhe über die Stadtstruktur aussagt, inwiefern die Räume der Arbeit und ihre Erzeugnisse raum- und lebensbildend waren und welche Atmosphäre sie in der Vergangenheit erzeugten. Auch die historischen und geografischen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Unternehmen und ihre Architekturen werden gezeigt, dabei vor allem im Hinblick auf die Stadtentwicklung und die Gebäude selbst. Denn im Laufe des Krieges mussten viele Firmen geschlossen und Gelände aufgegeben werden, manche sind heute nicht mehr vorhanden.
Um die Entwicklung einer Stadt in ihrer Gänze verstehen zu können, bedarf es einer umfassenden Betrachtung der Entwicklung ihrer Industrie. Denn diese prägte nicht nur durch vielfältige Erzeugnisse das tägliche Leben der Bewohner*innen, sondern durch architektonische Elemente, wie beispielsweise die charakteristischen Schornsteine, auch das Stadtbild. Die Stadt Karlsruhe konnte sich von einem eher unbedeutenden Standort mit Maschinenbau und kleineren Betrieben um 1870 in den nächsten 150 Jahren zu einem wichtigen Industriezentrum entwickeln.Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe. G. Braun: Karlsruhe 1993, S. 15-19 Spätestens durch den Bau des Rheinhafens im Jahr 1901, die Erweiterung des Eisenbahn-Schienennetzes und der der gesamten Infrastruktur wurde Karlsruhe ein wichtiger Standort für florierende Industrie.Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe (Hrsg.): Industriearchitektur in Karlsruhe. G. Braun: Karlsruhe 1993, S. 17
Zur Entwicklung der Stadt Karlsruhe und allen Stadteilen waren nicht zuletzt ihre zahlreichen Industriezweige maßgeblich. So konnte sich die Zahl der Betriebe mit mehr als zehn Mitarbeitern von 1906 bis 1922 auf 334 erhöhen und die Anzahl der Angestellten im gesamten Wirtschaftsgebiet Karlsruhe von anfangs 20.000 fast verdoppeln. Auch die Entwicklung des Kapitals nahm von 1890 bis 1914 bei Industriefirmen fast um das zehnfache zu.
In dieser Ausstellung werden vielfältige Bereiche der Stadt von Durlach bis Grünwinkel und ihre jeweiligen Industriearchitekturen erkundet. Das Spektrum reicht dabei von Munitionsfabriken, über Maschinenbau-Firmen, Kosmetik- und Kaffeeherstellern, Metallverarbeitung und einer Druckerei, bis hin zu mehreren Brauereien, den Schlachthof und das Manufakturwesen.
Weil die Gelände allein durch ihre Größe raumprägend sind, spielt ebenso die Umnutzung von ehemaligen Fabrikanlagen eine große Rolle. Während im 19. Jahrhundert der Wandel von Landwirtschaft zur Industrie erfolgte, ist heute ein neuer Wandel gefragt.Asche, Susanne (Hg.): Fabrik im Museum. Industrie und Gewerbe in Durlach, Karlsruhe 2003, S. 7 Daher werden auch die Möglichkeiten erforscht, mit einem solch spezifischen Baubestand der Fabriken kreativ umzugehen.