
Im Glashaus mit Steinen

Diese Arbeit entstand ohne jeglichen Realitätsanspruch aus einem fiktiven Umstand heraus. Man könnte gar sagen, dass die Fiktion die treibende Kraft hinter den Anstrengungen für die entwerferische Arbeit war. Während Räume allzu oft aus einem konkreten Nutzen, aus einer reinen Praktikabilität heraus entstehen, sollen solche Betrachtungen in diesem Projekt bewusst außer Acht gelassen werden. Eine fiktive Architektur folgt einer illusorischen Erzählung, wodurch die entworfenen Situationen stets dem Zweck der Story unterliegen.
Der Ursprung dieser Erzählung liegt in einer fragmentarischen Sammlung von Notizen und Skizzen, die der sowjetische Filmemacher Sergej Eisenstein für ein angedachtes, jedoch nie realisiertes Filmprojekt namens „Glashaus“ verfasste: In einer Stadt des kapitalistischen Amerikas befindet sich ein Wolkenkratzer, dessen Decken und Wände völlig aus Glas bestehen. Zunächst kann nur die Kamera die verschiedenen Alltagsszenen durch die transparente Architektur hindurch beobachten, die Bewohner*innen bemerken ihre scheinbar ungewöhnlichen Wohnverhältnisse hingegen nicht. Sie können und wollen einander nicht wahrnehmen. Ab einem gewissen Punkt erscheint ein Schlüsselcharakter im Film, der diesen Zustand erkennt und den Bewohner*innen die Augen öffnet, jedoch mit der Folge, dass sie beginnen Mauern zu bauen und die Transparenz der Wände zu ihren Gunsten auszunutzen. Es kommt zu Affären, Vergewaltigung, Spionage, Mord. Der Film endet mit der Zerstörung des Wolkenkratzers.
Ausgehend von Eisensteins Notizen entstand eine szenografisch-architektonische Übersetzung – nicht im Sinne einer Rekonstruktion, sondern als Weiterdenken in Fragmenten, als Collage eines möglichen Raumes. Diese Arbeit ist eine Erzählung vom Raum als Medium der Fiktion.









