Informeller Urbanismus, Auf der Suche nach potenziellen Orten zur zivilgesellschaftlichen Aneignung
In der Architektur wird während des Studiums überwiegend fiktiv entworfen. Man weiß, dass das Geplante nicht realisiert wird und die konzeptionellen, konstruktiven und funktionellen Aspekte keinen Praxistest durchlaufen. Dennoch bietet dies die Möglichkeit, sich auszuprobieren und über Grenzen hinweg zu planen, was sich positiv auswirken kann. Allerdings neigt die ständige Planung von Fiktionen dazu, grundsätzlich „überzuplanen“ und damit nach einem Top-Down-Ansatz zu handeln. Aus diesen Gründen und gestützt auf die theoretischen Erkenntnisse über die Potenziale zivilgesellschaftlicher Einflussnahme auf die Stadtentwicklung besteht der Anspruch, die analytische und planerische Arbeit so zu gestalten, dass eine praktische Umsetzung durch die BürgerInnen gewährleistet ist. Die Komfortzone der klassischen Stadtplanung wird verlassen, um von Anfang an einen reflektierten Bottom-up-Prozess zu verfolgen. Um gesellschaftsorientiert handeln zu können, werden gängige Analyseformen neu definiert. Obwohl der Entwurfsprozess darauf abzielt, die ausgewählten Orte durch urbane Aktion zu verändern, werden nur beispielhafte Werkzeuge als eins-zu-eins Prototypen entworfen. Die Hoffnung besteht darin, urbane Aneignungen durch die Zivilgesellschaft zu fördern und zu multiplizieren. Darüber hinaus sollen die nachhaltigen positiven Auswirkungen auf die Stadt aufgezeigt werden und stadtplanerische Prozesse beeinflussen. Dabei sollen nicht nur PassantInnen und BewohnerInnen einer Stadt aufmerksam gemacht werden, sondern auch die für die Stadtentwicklung zuständigen Behörden und Ämter. Sie sollen für die Notwendigkeit einer reflektierten, zivilgesellschaftlich orientierten Formalisierung von urbaner Aneignung in Stadtentwicklungsprozessen sensibilisiert werden.