Locus Sanitatem, Eine Betrachtung der architektonischen Lesart der fragilen Lunge
Der architektonische Diskurs ist seit jeher eng mit Krankheit beziehungsweise viel mehr mit der Heilung dieser verschmolzen, Theorien über medizinische Bedürfnisse von corpus et anima und deren Genesung sind seit tausenden von Jahren Grundlage für mannigfaltige architektonische Denkansätze als Heilmittel verschiedener Krankheiten. Schicht um Schicht sind Räume, Gebäude und Städte wie ein Netzwerk um den menschlichen Körper und seine Bedürfnisse aufgebaut. Ärzt:innen und Architekturschaffende arbeiten zusammen, beeinflussen die Arbeit des Gegenübers, sind in einem ewigen Tanz miteinander verwoben. Nicht immer synchron entwickeln sich progressive Ansätze für Behandlungsmethoden in der Medizin und architektonische Gestaltungsprinzipien und doch verfolgen sie oft ein ähnliches übergeordnetes Ziel: den menschlichen Körper in seinem Heilungsprozess anzuregen, zu unterstützen und zu stabilisieren.
In den vergangenen Jahren stehen neben der omnipräsenten Thematik der Bestandsnutzung vor allem auch im Zug einer weltweiten Entwicklung sowohl im medizinischen als auch im politischen Sinne die Untersuchung und Anpassung von Möglichkeiten zur Heilung von Lungenkrankheiten im Vordergrund.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Potenziale vergangener Auseinandersetzungen mit heilender Architektur in zukunftsweisende Strategien zu übersetzen und diese gemeinsam mit auf den neusten medizinischen Erkenntnissen beruhenden eigens erstellten architektonischen Gestaltungsprinzipien zu eine Theorie zu verflechten. Im integrierten Entwurf sollen diese Prinzipien am konkreten Beispiel der ehemaligen Tuberkulose Klinik Birkenbuck im Kandertal im Hochschwarzwald auf verschiedenen Maßstabsebenen durch eine ganzheitliche Betrachtung angewendet werden.