Majolika Manufaktur Mathilde Göttel

Kunsthandwerk aus dem Hardtwald

Von kleinen Anfängen als Keramikwerkstatt für die Kunstakademie entwickelte sich die Majolika zu einem Großbetrieb mit deutschlandweiter Ausstrahlung. Stifter war der badische Großherzog, welcher damit der Initiative von Hans Thoma und Wilhelm Süss, zweier Künstler der Karlsruher Kunsthochschule, folgte. Dementsprechend befand sich der Anfangsbau von 1901 in direkter Nachbarschaft zur Akademie in der Hofstraße, auf einem Grundstück in großherzoglichem Besitz.Vgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 14

Erstes Werkstattgebäude in der Hofstraße nahe der Akademie, erbaut 1901. Aufnahme um 1914. Generallandesarchiv Karlsruhe S Thomas Keller. 9,119.

Der Namensteil ‚Manufaktur‘ bezieht sich auf die vorwiegend handwerkliche Produktion, welche sich trotz zunehmend serieller Fertigung bis heute erhalten hat.Bachmayer, Monika: „Zur Geschichte der Majolika Manufaktur 1901 – 1918“. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Majolika. Ausst.-Kat., Karlsruhe. Karlsruhe 1979, S. 25 ‚Majolika‘ bezeichnet wiederum italienische Fayencen, eines der Produkte. In der Anfangszeit wurden vor allem Unikate nach Entwürfen örtlicher Künstler*innen hergestellt. Neben einem festen Stamm konnten externe Kunstschaffende ihre Werke anfertigen und erhielten Material und Unterstützung durch Fachkräfte.Vgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 13 Es folgten bald zahlreiche Aufträge im Bereich der Baukeramik. Herauszuheben sind hier die Innenausstattung des Kaufhaus Wertheim oder des Schwimmbads am Admiralsgarten, beide in Berlin.Widmer, Karl: „Keramische Innenräume der Großherzoglichen Manufaktur in Karlsruhe.“ In: Moderne Bauformen. Monatsheft für Architektur und Raumkunst. Jg. 12, Nr.6, 1913, S. 301

Baukeramik im Treppenhaus der Gewerbeschule Karlsruhe, Entwurf Eva Lindner-Fritz 1963. In: Werkkunst. Jg. 30, Nr. 3, 1968, S. 4; Generallandesarchiv Karlsruhe 69 Majolika A 626

Da die Auftragslage in diesem Bereich stark zunahm, war bald eine erhebliche räumliche sowie betriebliche Erweiterung notwendig. Allerdings ließ der bestehende Standort in einem Villenviertel diese nicht zu, darum wurde ein Neubau an einem anderen Ort ins Auge gefasst.Vgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 51 Der Ursprungsbau wurde fortan für Ausstellung und Vertrieb genutzt.Bachmayer, Monika: „Zur Geschichte der Majolika Manufaktur 1901 – 1918“. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Majolika. Ausst.-Kat., Karlsruhe. Karlsruhe 1979, S. 39

Plan des Zweiten Werkstattgebäudes im Hardtwald, anlässlich einer ersten Erweiterung 1911 (in rot). Generallandesarchiv Karlsruhe 424 f Nr. 577 (1-2).

Errichtet wurde das neue Produktionsgebäude nach Plänen des Hofbauamtes auf dem Gelände des großherzoglichen Holzhofes. Neben dem Vorhandensein des Grundes war die direkte Nachbarschaft zum höfischen Elektrizitäts-, Wasser-, und Fernheizwerks für diese Standortwahl maßgeblich, sodass die Versorgung mit Strom und Wasser gewährleistet war.Vgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 51 Auch war die Rauchentwicklung hier weniger problematisch als dies im Umfeld der Wohnbebauung der Fall gewesen war.

Zweites Manufakturgebäude im Luftbild. Rechts: Lager, im Zentrum: Produktionsgebäude, links: Zeichensaal und Ausstellung, Zustand 1982. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A44 149/4/06, Fotograf: Horst Schlesiger, Karlsruhe.

Im Erdgeschoss des Produktionsgebäudes fand die Verarbeitung der Rohmaterialien statt, darüber waren die Werkstätten für Modellieren, Bemalen und Glasieren untergebracht. Das Brennhaus schloss direkt ans Haupthaus an, es umfasste zunächst acht Öfen und die darüber befindlichen Trockenräume. So konnte die Abwärme genutzt werden . Hinzu kamen ein Chemielabor und Zeichenräume für Entwürfe.Vgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 51f. Später kamen Lagerräume und ein repräsentativer Verwaltungsbau mit Zeichensaal hinzu, auch die Hauptgebäude und Öfen wurden wiederholt erweitert.Vgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 77

Brennmeister vor Brennofen, 1951. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA_ Schlesiger A1/36/3/33, Fotograf: Horst Schlesiger, Karlsruhe
Keramikerin bei der Arbeit an Pferdefiguren, 1979. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A37/64/6/24
Blick in den Innenraum des Produktionsgebäudes, 1977. Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A34/133/1/22

Die überwiegend hochspezialisierten Arbeitskräfte kamen unter anderem aus Meißen oder den Niederlanden, ihre Zahl stieg von acht bei der GründungVgl. Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 18 auf bereits 150 im Jahr 1913.Vgl. Niedermayer 1979, S. 47 Der wirtschaftliche Erfolg schwankte, auch die Betriebsform wechselte, bis heute.Bachmayer, Monika: „Zur Geschichte der Majolika Manufaktur 1901 – 1918“. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruher Majolika. Ausst.-Kat., Karlsruhe. Karlsruhe 1979  Zusammenfassend zeigen sich der höfische Kontext und die Akademie als bestimmend für die anfängliche Entwicklung der Manufaktur, entscheidender als Rohstoffvorkommen, Arbeitskräfte oder der Absatzmarkt.Moufang, Nicola: Die Großherzogliche Majolika Manufaktur in Karlsruhe. Karl Winter Heidelberg. Heidelberg 1920, S. 86f

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Mathilde Göttel
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Karlsruhe