Trauer braucht Raum.
Das Projekt beschäftigt sich mit der Fragestellung nach einem zeitgemässen Ort des Abschieds des 21. Jahrhunderts und dem derzeitigen Umgang mit der Trauer. Dabei soll das gesellschaftliche Tabu-Thema enttabuisiert und neue Umgangsformen gesucht werden. Die Ausgangslage für das Projekt stellt ein 115 Jahre altes verlassenes Krematorium in Dessau dar, das sein einst ehrfürchtiges Erscheinungsbild verloren hat und immer mehr in Vergessenheit geriet. Obwohl es einmal zu den modernsten Anlagen in ganz Europa zählte, ist der Gesamtzustand des ruinösen Gebäudes heute eher besorgniserregend. Der architektonische Ausdruck des Bestands suggeriert Monumentalität und ein veraltetes Weltbild, das heutige Umgangsformen der Trauer negiert und dem eine fehlende Leichtigkeit gegenübergesetzt werden soll. Um den Bestand zu ergänzen, wird das Gebäude in einem Ensemble neu zur Geltung gebracht. Es soll dabei eine neue Balance zwischen offen und geschossen, schwer und leicht und rigide und flexibel geschaffen werden.
Was an diesem Ort einst der physische Abschied war, soll nun zu einem mentalen Abschied werden. Die Idee ist eine Passage, die eine Metapher auf unterschiedlichen Ebenen darstellt. Die Passage als ein Übergang zwischen Leben und Tod, aber auch als eine Metapher für die Trauer selbst. Eine Reise, ein Weg, etwas das zwischen zwei Orten liegt, der Weg selbst. Passage als ein transzendentaler Raum, der als Vermittler zwischen zwei Orten dient und ein Ort ohne klaren Anfang und ohne eindeutiges Ende darstellt. Ein Ort für Jede*n zugänglich. Ein Ort des Austauschs, der Erinnerung und der Begegnung. Dabei ist die neue Intervention der klare Gegensatz zum Bestand: filigran und zirkulär. Ein Gegenpol zur Schwere des Altbaus. Ein neues Inbild der Trauer.