Von Prozessualem und Graduellem, Perspektiven für die Karlsruher Kaiserstraße
Die Kaiserstraße ist Karlsruhes Haupteinkaufsstraße und bildet schon seit der Stadtgründung das belebte Zentrum der Stadt. Durch die strukturellen Veränderungen der Handelslandschaft steht die Kaiserstraße vor großen Herausforderungen. Mit der aktuell in der Umsetzung befindlichen Neugestaltung der Kaiserstraße, soll diesen begegnet werden. Da die städtische Planung meiner Ansicht nach in vielerlei Hinsicht relevante Themen kaum berücksichtigt, zeigt mein Entwurf alternative Perspektiven für eine zukünftige Gestaltung auf. Dafür arbeite ich mit verschiedenen Nutzungsszenarien. Mit einfachen, allgemeingültigen Gestaltungsprinzipien soll ein adaptiver Straßenraum gestaltet werden, der nicht den Anspruch hat die Bedürfnisse der Menschen präzise zu
antizipieren, sondern das Wirken menschlicher Prozesse aufnehmen und dessen Vielfältigkeit in gradueller Weise widerspiegeln kann. Auf Gebäudeebene wird ein Wohn- und Geschäftshaus zu einer Neuinterpretation der Typologie „Handwerkshaus“ umgenutzt. Ein Handwerksbetrieb im Erdgeschoss wird in den Obergeschossen durch verschiedene Wohnformen und öffentliche Nutzungen ergänzt. Das Gebäude schließt zur ursprüngliche Straßenflucht auf und wird um ein Geschoss aufgestockt. Ein breiter Laubengang dient als Erschließung und erweitert den Wohnraum. Diese neu eingefügte Zwischenzone stärkt den Kontakt zwischen Straße und Gebäude und präsentiert das Wohnen als gleichberechtigte Nutzung im Innenstadgefüge. Alle baulichen Eingriffe orientieren sich stark an der Tragstruktur des Bestandsgebäudes. Das Stützenraster im Erdgeschoss wird von der Struktur des Laubengangs aufgenommen. Die dahinter liegenden Wohneinheiten werden durch die tragende Mittelwand und die Stützenreihe der tragenden Fassaden des ursprünglichen Hauptbaus definiert.