„Der Tod ist ein Problem der Lebenden“, schreibt der Soziologe Norbert Elias. Der Friedhof in seiner Gestalt offenbart seit Anbeginn der Menschheit deren Kultur und soziale Strukturen. Historisch gesehen war er Ort des Lebens und der sozialen Interaktion, doch hat er im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren und steht nun vor neuen Herausforderungen.
Etwa die Hälfte aller Friedhofsflächen steht bereits leer, soziale Wandel und sinkende Nutzung erfordern insbesondere in Großstädten neue Ansätze. Zu den gesellschaftlichen Umbrüchen kommen strukturelle Probleme der Friedhöfe, wie verwesungsmüde Böden und der Machtverlust der Institution Kirche.
So müssen Bestattungsarten an die Bedürfnisse einer individualisierten und pluralisierten Gesellschaft angepasst werden, so auch neue Bestattungsmethoden diskutiert werden. Hierzu wird die Reerdigung, eine beschleunigte Kompostierung, als nachhaltige Alternative vorgeschlagen. Diese kann im Bestand einen neuen Ort für Trauernde und Ehrenamtliche darstellen.
Um den Grünraum der Stadt mit sozialen und interaktiven Elementen wieder zugänglich zu machen, werden außerkirchliche karitative Einrichtungen hinzugefügt. Denkmalgeschützte Gräber werden zum Teil reaktiviert, eine Kleinveranstaltungslichtung lässt Kultur wieder teilhaben. Zur individuellen und sozialen Aneignung der Fläche werden insbesondere für die Anwohner und Betroffenen gemeinschaftliche Gartenparzellen geschaffen Ein Kindergarten nutzt die frei gewordene Fläche und ergänzt die jüngste Generation des Lebens.
Der Friedhof wird zu einem lebendigen generationenübergreifenden Ort für die Stadtgesellschaft, vermutlich zu einer multifunktionalen Heterotopie, die den Bedürfnissen der Zeit entsprechen wird.