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Ebersberger & Rees Sophie Sulzer

Die Entstehungsgeschichte von Ebersberger & Rees begann 1862 in einer kleinen Konditorei in der Innenstadt, welche von Wolfgang Ebersberger gegründet wurde. Zusätzlich zu den Backwaren kamen im Laufe der Jahre Zuckerwaren, wie Bonbons und Marmelade, Kolonialwaren und eine Kaffeerösterei hinzu. Das Unternehmen vergrößerte sich immer weiter, sodass es 1905 neue Räume im Industriegebiet der Südstadt bezog.Vgl. 1/BOA 4628, S. 5; vgl. Stadtwiki Karlsruhe: Ebersberger & Rees, 07.02.2014, https://ka.stadtwiki.net/Ebersberger_&_Rees [31.05.2021]

Seit 1873 vertrieb das Unternehmen auch Kolonialwaren, Werbung für Kaffee, 1915. Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 6637

Historistischer Burgencharme in der Südstadt

An das Areal in der Wielandtstr. 25 grenzte westlich das Großherzogliche Zollamt und nördlich die Großherzogliche Eisenbahnverwaltung an. Die Nähe zum Bahnhof war für das Unternehmen aufgrund seines Vertriebs wichtig.Vgl. 1/BOA 4600, S. 113

Links vom Eingang befand sich das Bürogebäude, rechts das Maschinen- und Kesselhaus mit einem 40 m hohen Kamin. Die Hauptfront der Fabrik bildete der Verbindungsbau zwischen dem Lagerhaus und der Bonbonfabrik sowie der Backstube. Zwischen Lager und Fabrik lag ein Hof, der über eine Durchfahrt im Verbindungsbau erreicht werden konnte.Vgl. 1/BOA 4600, S. 69ff, 172

Auf dem Gelände der ehemaligen Firma Dyckerhoff & Widmann befanden sich zuvor Bauten, welche zu Bürogebäude, Schuppen und Magazin umgebaut wurden, Bestand in blau, Neubauten in rot, Lageplan von dem Architekten Hermann Walder, 1905. Stadtarchiv Karlsruhe 1/BOA 4600, S. 69.

1905 gab die Großherzogliche Badische Fabrik-Inspektion folgende Vorgaben für den Fabrikneubau des Architekten Hermann Walder: Lüftungsklappen für alle Fenster, frisches Trinkwasser und Waschgelegenheiten für die Arbeitenden sowie künstliche Ventilationseinrichtungen bei schädlichen Temperaturen in den Arbeitsräumen.Vgl. 1/BOA 4601, S. 72

Ebersberger & Rees hatte sich 1912 „zu einem bedeutenden und auf ihrem Gebiet erstklassigen Unternehmen entwickelt, das heute weit mehr über 100 Arbeiter beschäftigt, mit den neuesten Maschinen arbeitet und seine Erzeugnisse in ganz Südwestdeutschland […] usw. absetzt.“Karlsruher Tagblatt: „Aus dem Stadtkreise“, in: Karlsruher Tagblatt. Nr. 291, 2. Blatt, 20.10.1912, , S. 5, https://i3f.vls.io/build/mirador/images/debut_dark.png [15.06.2021]

– Karlsruher Tagblatt

Während die Bonbonmaschine zur Zeit der Firmengründung noch von Hand betrieben wurde, kamen Anfang des 20. Jahrhunderts Dampfkessel und ein elektrischer Warenaufzug hinzu.Vgl. 1/BOA 4600, S. 148, 169, 184

Im Kontrast zu den fortschrittlichen Arbeitsbedingungen und der Technisierung des Betriebs präsentierten sich die Bauten als romantische Vorstellung einer mittelalterlichen Burg mit Satteldach- und Stufenzinnen, gekuppelten Fenstern und Sichtmauerwerk aus Back-, Bruch- und Haustein.

Ansichten der Fabrikneubauten von dem Architekten Hermann Walder, 1905. Stadtarchiv Karlsruhe 1/BOA 4601, S.58.
Längsansicht des Magazingebäudes von Westen. Stadtarchiv Karlsruhe 1/BOA 4601, S.58 Detail.
Ansicht des Verbindungsbaus von Süden. Stadtarchiv Karlsruhe 1/BOA 4601, S.58 Detail.
Ansicht des Maschinenhauses von Süden. Stadtarchiv Karlsruhe 1/BOA 4601, S.58 Detail.

Parkplatz statt Kriegsruine

Den Ersten Weltkrieg überstand Ebersberger & Rees gut. Die schweren Maschinen im Erdgeschoss erforderten über den Kellerräumen massive Decken, sodass kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs dort eine Werkschutzanlage (Befehlsstelle und Schutzraumanlage) eingerichtet wurde.Vgl. 1/BOA 4600, S. 202, 209

Blick auf die von Bombenangriffen zerstörte Anlage – im Vordergrund die Garage, 1944. Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 5/619b.

Im Mai 1944 wurden die Firmengebäude durch Bombenangriffe stark zerstört. Die in der Nachkriegszeit fehlenden Grundstoffe und die wachsende Konkurrenz führten zur Schließung des Unternehmens. Bis in die 1970er Jahre wurde das Gebäude als Großhandel genutzt. In den 1980ern wurde es an die Deutsche Telekom verkauft; diese riss die Gebäude ab. Zwar handelte es sich um ein Industrie-Kulturdenkmal, doch aufgrund des baulichen und ungenutzten Zustandes sowie der ganz bestimmten Ausrichtung auf einen Zweck stimmte das Denkmalamt dem Abriss zu. Auf der Fläche wurde ein Parkplatz errichtet.Vgl. 1/BOA 4628, S. 24f

Blick auf das Bürogebäude, 1980. Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 453.
Blick auf den Verbindungsbau mit den Überresten des zerstörten Kamins, 1987. Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 385.
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Sophie Sulzer
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